Praktischer Teil
II. Kapitel.
Neurotische Grenzerweiterung durch Askese, Liebe, Reisewut, Verbrechen. — Simulation und Neurose. — Minderwertigkeitsgefühl des weiblichen Geschlechts. — Zweck des Ideals. — Zweifel als Ausdruck des psychischen Hermaphroditismus. — Masturbation und Neurose. — Der „Inzestkomplex“ als Symbol der Herrschsucht. — Das Wesen des Wahns.
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Diese drei Bedingungen: stärkere Abstraktion von der Realität, Verstärkung der männlichen, nach „oben“ führenden Leitlinie und Antizipation des Leitbildes meist in Form einer Verkleidung — sind die Fundamente jeder Wahnbildung. Die Rolle endogener und exogener Gifte besteht in vielen Fällen darin, dass diese ein Gefühl erhöhter Unsicherheit hervorrufen, wie es auch durch psychische Erlebnisse zustande kommen kann. Immer aber ist die neurotische Sicherungstendenz, die sich im Falle erhöhter Unsicherheit naturgemäss verstärkt, die wirkende Ursache der Wahnbildung. Sie zieht dann auch die neurotische Apperzeptionsweise stärker in ihren Machtbereich und bewirkt so die Absperrung.
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